Fleisch ist mein Gemüse: Sind gesättigte Fette so schlecht wie ihr Ruf?

Staek

Seit langem eilt den gesättigten Fettsäuren ein schlechter Ruf voraus. Ein zu hoher Konsum sei unter anderem Schuld an koronarer Herzerkrankungen (immer noch die Todesursache Nummer 1!), so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Tatsächlich konsumiert der Deutsche wesentlich mehr gesättigte Fettsäuren als die DGE sich das wünscht. In ihren Richtlinien empfiehlt sie einen Anteil von höchstens 7-10% an der Gesamtenergiezufuhr. Hauptverdächtige sollen insbesondere die Fette aus Lebensmitteln tierischer Herkunft sein, wie z.B. Butter, Sahne oder Fleisch. Doch sollte ein saftiges Rumpsteak mit einem fetten Stück Kräuterbutter obenauf gleich ein schlechtes Gewissen verursachen?

Die DGE ist sich sicher: Gesättigte Fette sind (Mit-)Verursacher von Herzkrankheiten!

Neue Studienergebnisse stellen diese Volksweisheit infrage: In einer Untersuchung an einer norwegischen Universität nahmen 46 übergewichtige Männer (BMI > 29, Bauchumfang > 98cm) an einer 12-wöchigen Diät teil. Die Forscher unterteilten die Probanden in zwei Gruppen. Während der Eiweißanteil bei beiden Gruppen gleich war (19%), nahm die Very-High-Fat-Low-Carb-Gruppe (VHFLC) 73% der Gesamtkalorien über Fette zu sich, die Low-Fat-High-Carb-Gruppe (LFHC) 30%. Die zugeführte Gesamtenergiemenge war in beiden Gruppen gleich. Jeweils die Hälfte der konsumierten Fettsäuren waren gesättigt. Bei der Auswahl der Lebensmittel wurde auf eine möglichst geringe Verarbeitung und Gehalt an zugefügtem Zucker geachtet, sowie eine insgesamt hohe Qualität der Produkte.

Müssen gesättigte Fettsäuren rehabilitiert werden? Liegt es nicht doch an der Qualität?

Nach Ablauf der zwölf Wochen waren Bauchumfang, Fettmasse und Körpergewicht in beiden Gruppen deutlich und in etwa gleichem Maße reduziert. Interessant waren die Ergebnisse in Bezug auf die Veränderungen der Blutfettwerte in der VHFLC-Gruppe: Die Menge an Triglyzeriden sank deutlich, während sowohl beim Gesamtcholesterin als auch beim vermeintlich „lausigen“ Low-density Lipoprotein (LDL- Cholesterin) sich überhaupt nichts änderte – ganz im Gegensatz zu den öffentlichen Empfehlungen! Allerdings: Interessanterweise stieg das „hilfreiche“ High-density Lipoprotein (HDL-Cholesterin) an, was bei der LFHC-Gruppe nicht der Fall war. Die Niedrig-Fett-Hoch-Kohlenhydrat-Gruppe konnte zwar auch Gesamtcholesterin und LDL senken, jedoch bei gleichbleibendem HDL. Ottar Nygard, Leiter der Studie, bringt die Ergebnisse auf den Punkt: „Die meisten gesunden Menschen vertragen offenbar eine hohe Menge an gesättigten Fettsäuren, solange dessen Qualität gut und die Gesamtenergiezufuhr nicht zu hoch ist.“ Hat Nygard also recht? Omega 3-Fettsäuren sind seit langem als gesundheitsförderlich anerkannt. Wie die aktuelle Studie beweist, scheinen auch die gesättigten Fette nicht so böse zu sein, wie sie immer dargestellt werden. Der springende Punkt: „Die Wahl qualitativ hochwertiger Lebensmittel“, wie Nygard betont. Gegen ein Steak aus Weidehaltung spricht also wenig, solange das Fleisch aus artgerechter Tierhaltung stammt!

Quellen:

  1. Veum, V.L., Laupsa-Borge, J., Eng, O. et al. (2016). Visceral adiposity and metabolic syndrome after very high-fat and low-fat isocaloric diets: a randomized controlled trial. In: American Journal of Clinical Nutrition.
  2. https://www.dge.de/presse/pm/dge-empfiehlt-auf-fettmenge-und-qualitaet-achten/

Aspartam – Freund des Hüftgolds oder Feind meines Körpers?

Zucker

NutraSweet – so sweet wie viele denken?

So naiv der Gedanke auch war, lag ihm doch eine gewisse Logik zugrunde: Wenn man Zucker durch Süßstoffe ersetzt, würde der ungebremsten Kalorienzufuhr der Bevölkerung endlich ein Ende bereitet. Was in der Chemieküche dabei herauskam, war unter anderem der Süßstoff Aspartam. Das auch als NutraSweet oder Canderel bekannte Kunstprodukt wird seither überall dort eingesetzt, wo man mit der Aufschrift OHNE ZUCKER auf Nahrungsmitteln, frei verkäuflichen Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln ahnungslose Menschen zum Kauf reizen möchte. Die Biographie von Aspartam ist nicht nur lang, sondern auch sagenumwoben – von der Industrie gehyped, von den Verschwörungstheoretikern verteufelt. Recherchiert man den 1965 bei der Suche nach einem Geschwürmedikament per Zufall entdeckten Süßstoff (!) etwas genauer, stößt man auf zahlreiche schockierende Meldungen. Unter anderem: Bis Mitte der 70er Jahre wurde Aspartam auf einer CIA-Liste als biochemischer Kampfstoff zur taktischen Kriegsführung aufgelistet. Studien, die die Sicherheit von Aspartam klinisch bestätigen sollten, wurden gefälscht. Da es den Vorwürfen jedoch an Beweislage mangelte, konnte der Hersteller unbeirrt an der Erfolgsgeschichte dieses Süßstoffs weiterschreiben.

Aspartam ist krebserregend – zumindest im Tierversuch!

2005 veröffentlichten Soffritti et al. eine umfangreiche Studie, bei der Ratten (100-150 pro Gruppe und Geschlecht) mit sieben unterschiedlichen Konzentrationen von Aspartam gefüttert wurden. Um Verfälschungen zu vermeiden, ließen die Wissenschaftler die Ratten bis zu ihrem natürlichen Tod leben und führten anschließend eine Nekropsie durch. Die Ergebnisse waren alarmierend: Die Zahl bösartiger Tumore war signifikant höher, ebenso die Entstehung von Leukämie, Lymphknotenerkrankungen und Zellkarzinomen. Daraus folgerten die Wissenschaftler: Apartam ist krebserregend – zumindest im Tierversuch! Während die Unbedenklichkeitsgrenze bei Ratten bei etwa 20mg pro kg Körpergewicht ermittelt wurde, gelten für den Menschen heute 40mg pro kg Körpergewicht als unbedenklich. Müssten anhand solcher Studienergebnisse nicht die Alarmglocken sämtlicher Kontrollinstanzen klingeln? Zumindest nicht nach Ansicht der EU-Lebensmittelbehörde (EFSA) und des Deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Da Krebs vor allem eine Alterserkrankung sei, würde die lange Studiendauer keinen Aufschluss über das vermeintliche Risiko geben, so die Begründung der BfR. Der Mangel an wissenschaftlichen Belegen zu potenziellen Gefahren sorgt dafür, dass Aspartam heute immer noch vor allem in Soft-Drinks als unbedenklicher Zuckerersatz massenhaft Verwendung findet.

Kalorienreduktion durch Süßstoffe? Das Gegenteil ist der Fall!

Doch irgendwie geht der Plan mit der vermeintlichen Kalorienreduktion nicht auf. Denn obwohl die ambitionierte Bevölkerung inzwischen auf Zero- und Light-Getränke schwört, wollen die Pfunde einfach nicht purzeln. Gerade die so gesundheitsbewussten Deutschen sind nicht nur zu über 50% übergewichtig, sondern jeder Sechste ist sogar fettleibig (eurostat). Nachdem sich unzählige Studien an diesem scheinbar paradoxen Phänomen (mehr Süßstoffgebrauch = mehr Übergewicht) abgearbeitet haben, wollten Gul et al. (2016) von der Harvard University folgende Hypothese genauer überprüfen. Durch die in Aspartam enthaltene Aminosäure Phenylalanin wird das Enzym IAP blockiert. IAP kann das Metabolische Syndrom (Syndrom X) nachweislich verhindern. Um dies zu überprüfen, wurde eine 18-wöchige Studie an Mäusen durchgeführt. Uns siehe da: Die mit Aspartam gefütterten Mäuse legten im Vergleich zu der Kontrollgruppe signifikant an Gewicht zu und entwickelten die typischen Symptome des Metabolischen Syndroms wie abdominale Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Hypertriglyzeridämie und Insulinresistenz. Nachdem in der Vergangenheit EFSA und BfR nicht ganz zu unrecht die Länge der Studien bemängelten (Krebs = Alterserscheinung), müssten die Risikoexperten nach dieser 18-wöchigen Untersuchung mit jugendlichen Nagetieren nun allerdings zu einer Neubewertung von Aspartam kommen, denn Ratten leben durchschnittlich 2 Jahre!

 

Quellen:

  1. Gul, S.S., Hamilton, A.R., Munoz, A.R. et al. (2016). Inhibition of the gut enzyme intestinal alkaline phosphatase may explain how aspartame promotes glucose intolerance and obesity in mice. In: Applied Physiology, Nutrition, and Metabolism. Published on the web 18 November 2016.
  2. Soffritti, M., Belpoggi, F., Esposti, D.D. et al. (2006): First Experimental Demonstration of the Multipotential Carcinogenic Effects of Aspartame Administered in the Feed to Sprague-Dawley Rats. In: Environmental Health Perspectives, Vol. 114 (3), 379-385.
  3. http://ec.europa.eu/eurostat/documents/2995521/7700903/3-20102016-BP-DE.pdf/70d4d04a-f24b-47dc-b69d-e3a677774480